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Sterben auf Raten

Sterben auf Raten. Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende.

Wer will schon ein Ende, oder gar Schrecken und Tod? Doch wenn, sollte es doch ein „sauberer“ Abschluss sein. Sauber wie fair oder ehrlich oder anständig. Kein Schlussmachen per Kurznachricht.

Den anderen mit Hoffnung hinzuhalten ist ein guter Weg die schmerzhaftesten, eitrigsten und nicht heilen wollende Wunden zu bereiten. Er ist gemein und einfach nur grausam.

Jede Liebe, jede Zugewandheit und Freundschaft kann vergehen und weh tun wird es immer. Immer wird es schmerzen eine Beziehung oder Bindung zu beenden. Der letzte Freundschaftsdienst und sei es nur der letzte Funken Anstand sollte aber niemandem verwehrt werden und das ist den Mut zu haben Auszusprechen was Sache ist.

Lügen, Ausreden und Hinhaltetaktiken zeigen nur den eigenen schwachen Charakter. Sie sind fähig nicht nur dieses spezifische Vertrauen zu zerstören, sondern ein gutes Stück generelles Grundvertrauen eines Menschen zu vernichten und damit größten Schaden an seiner Seele anzurichten.

Es ist feige. Einfach nur feige mit den Gefühlen des anderen zu spielen. Aber auch feige sich selbst gegenüber, da man nicht für sich und seinen Standpunkt einsteht. Man belügt sich selbst und sein Gegenüber.

Klar verletzt jede Trennung. Immer verwundet uns ein Ende unweigerlich. Doch spiegelt sich in dieser letzten Tat die Integrität und – auch wenn dann vergangene – Loyalität nach außen. Es zeigt die Wertschätzung des Mitmenschen, unabhängig davon ob ich noch verstehe oder zugewandt fühle. Es zeigt empathisches und ethisches Umgehen mit anderen.

Oder würde zeigen. Doch was man so zu sehen bekommt ist leider oft alles andere als schön.

Bleibt mein ganz persönlicher Appell, doch bitte seine Augen und Ohren und wenigstens zuletzt seinen Mund zu gebrauchen. Und nicht wie die bekannten drei Affen in Untätigkeit zu erstarren.

Auf ein Neues

Ebenso wie Licht und Schatten gehören Anfang und Ende zusammen. Das eine geht nicht ohne das andere. Und was für ein Jahr liegt nun bald hinter uns, geht bald zu Ende. Ist das aber schon ein neuer Anfang? Neben Corona war 2020 eine unerwartet harte Herausforderung. In vielerlei Aspekten. Zum Jahresende läßt sich das aber nicht einfach abschließen. Aber vielleicht der Weg einer Sache zu begegnen. Eine Art und Weise einen Umstand zu handhaben. Vieleicht ist es der Moment, Vorsätze etwas ernster zu nehmen. Aus dem Schatten heraus ins Licht zu treten. Wir wollen nicht mehr auf Chancen warten, wir wollen sie schaffen.

Auf ein Neues! Ein neues Jahr 2021!

Wenn die Seele schrei(b)t

Es gibt oder gab in meinem bisher gut vier Dekaden zählenden Leben nur wenige Menschen, die es geschafft haben mich nachhaltig zur sprichwörtlichen Weißglut zu bringen. Die in mir das Gefühl erzeugen alles und jeden in Frage stellen zu müssen. Die mich in meinen Gedanken Nacht um Nacht wach halten. Die mich emotional an meine Grenzen bringen und meine eigentlich offene, demokratische und zugewandte Weltanschauung durchaus ins Wanken bringen.

Doch leider weiß das Leben einem immer noch einen drauf zu setzen. Danke dafür.

Denn ich durfte tatsächlich noch ein Paar Menschen kennen lernen, die es aus eigenem Tun hinbekommen haben in meiner Betrachtung und Achtung vom Höchsten zum Tiefsten zu fallen. Die es geschafft haben meine Hochachtung in Verachtung zu verwandeln. Und es ist schon eine beachtliche Leistung sich selbst so allumfassend zu demontieren und noch beachtlicher, das in voller Überzeugung des eigenen angeblichen Könnens und Schaffens zu tun. Diese Menschen bringen mich dazu mich so unendlich leer und verloren und gleichzeitig so gänzlich angefüllt von Wut zu fühlen, dass ich schon gar nicht mehr explodieren sondern implodieren möchte. Menschen, die mich Emotionen in völlig neuen Qualitäten fühlen lassen. Die mich verzweifeln lassen. Die mich auf eine Art und Weise gefangen halten, wie ich es nicht für möglich hielt. Die mich in der schlimmsten Bedeutung des Wortes sprachlos machen, weil ich einfach nicht verstehen kann, dass es solche Menschen wirklich gibt. Unbegreiflich fasst für mich schon gar nicht mehr, was diese Menschen für mich sind. Einfach nur unglaublich.

Und ich sitze tatsächlich hier und hinterfrage mich selbst. Ich weine, schreie und zweifle. Etwas, das diesen Menschen völlig fremd ist. Menschen, die empathiefrei und ohne Blick und Gefühl für andere nutzen, was sie brauchen und wegwerfen was ihnen unbequem erscheint. Die darauf aufbauen immer wieder hilfreiche Dummerchen zu finden, die den Mist für sie erledigen, weil die ganze Welt besser ist als sie. Sie haben einen beachtlichen Verschleiß an guten Mitarbeitern, Freunden und Unterstützern vorzuweisen. Alles Leute, die im Namen der guten Sache ihren Mund gehalten haben. Die das Leid getragen und mit sich genommen haben. Und sie merken nichts. Sehen sich nicht auf der Seite der Verursacher. Betrachten sich nicht kritisch. Lernen nicht dazu. Wachsen nicht mehr, wenn sie es denn jemals konnten.

Und ich sitze tatsächlich hier und hinterfrage mich selbst. Frage ob ich etwas anders oder besser hätte machen können. Was wäre wenn gewesen? Und nach all den Monaten des Hoffens und Abwartens, der ungenutzten Chancen und verweigerten Angebote treibt mich dieses Fragen in eine neue Richtung. Eine Art zu denken, wie sie mir nicht gefällt. Diese Menschen wecken in mir das Schlechte. Ich will, dass sie fühlen, dass sie verstehen. Sie lassen mir keine andere Wahl. Denn würden sie sich nur selbst schaden, wäre ich gegangen wie alle anderen. Doch sie schaden Unbeteiligten. Sie leben rückwärtsgewandt und ichbezogen. Machen sich alles Gute zu Eigen, obwohl es die guten Taten andere sind. Sie sonnen sich im Glanze längst vergangener Zeiten und merken nicht, dass sie auf den Abgrund zusteuern. Ein Abgrund den sie selbst aufgebrochen haben. Sie lernen nicht dazu und wollen es wohl auch gar nicht. Sie tun mit Leid. Genauso sehr wie ich sie verabscheue.

Die Sache mit dem Ex

Die Sache mit dem Ex. Oder nochmal zurück zur Wehmut. Teilweise…

Das Schlimme mit dem Ex ist oftmals nicht der Ex. Auch nicht die Tatsache, dass es einen gibt wo vorher keiner war. Es ist die Sache mit dem unfertig sein. Klar, um einen Ex wird immer ein wenig (oder ganz gewaltig) der Dunst des Unbehagen schwirren. Es wird nicht wie vorher, es wird nicht mehr neu, aber eben ein Ende oder Weiter. Was einen Ex problematisch macht sind die ungetanen, unausgesprochenen Dinge. Egal ob groß oder klein, wirklich bedeutend oder anscheinend oberflächlich. Es sind die Inhalte und Umstände, die eben nicht „ex“ geworden sind. Die, die nicht “ heraus“ gegangen sind, weil man sich nicht um sie gekümmert hat. Die ungesagten (oder auch ungebrüllten) Kleinigkeiten und Riesenbaustellen, die einem das Herz so unerträglich schwer machen können. Die Pakete, die einfach nicht leichter werden wollen, egal wie lange man sie mit sich herum trägt. Und in diesem Zustand der Schwebe ist der Ex ein monströses Ding. Eine Mauer, die einen zwingt stehen zu bleiben – zumindest in Teilen. Hierhin gehört die Wehmut, aber auch die Wut und das Hungern nach Erleichterung. Das Hoffen auf ein Weiter, im Ganzen.

Ausgang ungewiss…

Wehmut

Über das Wort „Wehmut“ gibt es viele Zitate und Schriften. Gern romantisierend und dabei vielgestaltig. Ich mag zum Beispiel von Carl Spitteler „Gewiss, Wehmut tut wohl, wie jedes erweichte Leid.“ oder von Elmar Kupke „… Wehmut, verklärte Erinnerungen schweben über den Wunden der Seele…“ und irgendwie passt auch die Umschreibung von Wilhelm von Humboldt „Gott hat die Wehmut zu einer Art Vermittlerin zwischen dem Glück und dem Ungkück, der Süßigkeit und dem Schmerz geschaffen.“ . Ich denke, dass für jeden Wehmut ein wenig anders wiegt und auch die tatsächliche Bedeutung individuell schwankt. Aber wohl immer in Abgrenzung zur Sehnsucht wie bei Ludwig Anzengruber „Sehnsucht ist erstickte Freude, Wehmut ist dumpfer Schmerz.“ . Wehmut beschreibt für mich auf jeden Fall immer eine Rückwärtsgewandheit, eine Rückschau, ein Erinnern. Egal wie schmerzlich, aber eben nicht mehr die frische Wunden. Für mich ganz persönlich liegt momentan auch ein wenig das Gefühl eines Abschließens darin. Ein Beenden, ob engültig weiß ich (noch) nicht. Ein Abschied? Damit verbunden fühle ich eine Veränderung meiner mich immer noch fast täglich begleitenden Emotionen im Rahmen dieser Wehmut. Es wird eben aus tiefer Trauer eine fast schon oberflächliche Traurigkeit, ein Säufzen das das Weinen ablöst. Manchmal bin ich froh ob dieser Wandlung, manchmal finde ich sie furchterregen. Zeigt sie mir doch, dass ich – dass mein Leben weitergeht. Daneben will sich aber ein Gefühl nicht in diesen Änderungsprozess mit einschließen und das ist meine Wut. Mein Unverständnis für die meiner jetzigen Wehmut zugrundeliegende Situation. Ich kann will und werde nicht damit abschließen, dass jemand unter dem Unvermögen, ja der Dummheit anderer leidet. Ich kann es nachvollziehen, vielelicht sogar erklären, aber ich werde es nicht vergeben oder gar entschuldigen. Wie die Wehmut wird sich ein Wort, ein Zustand finden und einstellen, der auch das erweicht oder dumpf macht, der für mein persönliches Seelenheil vermittelnd wirken mag. Zuallerletzt bleibt aber immer noch das Lernen und nicht nur das Verändern. Das Wachsen und Verbessern. Das hoffentlich irgendwie geartete Positive, das aus einer Misere erwachsen kann.

Rücksicht mit den Rücksichtslosen

Die Klagen über die Verrohung der Welt sind nicht neu. Schon im alten Griechenland beschrieben Lehrer und Alte, dass die Jugend Anstand, Fleiß und Respekt verlieren würde. Und heute? Dieselbe Klage. Und tatsächlich muss ich mich doch oft dieser klagenden Worte anschließen. Egal ob in Schule, Beruf, bei Veranstaltungen oder einfach nur im öffentlichen Alltag. Wenn ich mich an meine Kindheit und frühe Jugend zurückzuerinnern versuche, stoße ich oft auf vergleichbare Situationen im Heute, die ich mir so vor nur 20 Jahren niemals hätte vostellen können – oder zumindest nicht in dieser Regelmäßigkeit und Heftigkeit. Da frage ich mich schon wieso und woher. Ist das Leben wirklich schwerer und gefährlicher geworden? Oder ist gerade das Gegenteil der Fall? Haben wir zu viele Wahlmöglichkeiten und der ganze Luxus überfortet uns? Sind wir unfähig, unwillens oder einfach zu faul geworden? Haben wir zu wenig oder zu viel Freiraum und Freizeit? Wie sieht es mit der Erziehung im Allgemeinen aus? Sind wir nicht offen und wohlwollend genug mit unserem eigenen Nachwuch oder übetreiben wir es damit allzuoft? Sind wir uns selbst gengenüber womöglich zu wohlwollen, also einfach egoistisch oder legen wir die Ansprüche so hoch, dass wir nur mit Überforderung und Barschheit reagiern können? Antworten oder zumindest Thesen können viele wissenschaftliche Disziplinen anbieten. Aber wie sieht es aus mit den Lösungen? Oder doch wenigstens Lösungsvorschläge. Ideen gäbe es einige. Aber eben genau zu deren Umsetzung benötigt die Gesellschaft Einigkeit. Und früher wie heute ist das die Herausforderung. Gemeinsamkeiten im alltäglichen Umgang miteinander finden und sich vielleicht auch mal gegen den eigenen inneren Impuls an diese halten. Solche Normen und Werte sind nicht neu, ja sie verändern sich auch im Laufe der Zeit, haben kulturelle Färbungen. Und trotzdem drehen sie sich doch oft um gleiche oder zuminderst vergleichbare Grundhaltungen einer sozialen Gesellschaft. Sie sind eben nicht einfach nur konservativ oder altmodisch. Denn kann vorausschauendes, rücksichtsvolles Handeln überhaupt aus der Mode kommen? Normen und Werte haben eben nicht nur begrenzende, sonder auch befreiende Wirkung. Sie sind Grundlage für das Gelingen all der flüchtigen oder intensiveren Begegnungen mit Anderen. Sie geben eine Richtung vor, eine Richtschnur an der man sich ausrichten kann. Liegt in diesen Worten nun nur zufällig auch ein „Richtig“ verpackt? Wir sollten uns all der kleinen Weisheiten, wie ich sie zum Beispiel aus meiner Kindheit kenne, bedienen, die heute leider viel zu oft als altbachen abgetan und damit vergessen werden. Wie eben “ Was du nicht willst, das man dir tut…“, oder auch „Die eigene Freiheit hört da auf, wo…“. Wir alle sollten versuchen „Mit gutem Beispiel voran zu gehen.“ Das mag und kann, ja soll nicht immer zu 100% gelingen, aber eben oft genug, dass wir uns erlauben Rücksicht zu nehmen. Auf andere und damit auch auf uns. Wir können uns zurücknehmen ohne uns selbst immer nur hinten anzustellen. Wir sollten uns öfter fragen, ob uns diese eine Situation wirklich schadet, wenn wir auch einmal zurückstecken. Diese Situationen können freilich für jeden etwas anderes sein und bedeuten, aber eine Grundlage könnten sie durchaus bilden. Die Grundlage für ein etwas friedlicheres Miteinander, das die Alten und Gelehrten vielleicht auch einmal lügen straft.

© MR

Pause

Kopf und Herz liefern stetig Ideen. Der Bauch jedoch nicht den Mut mich damit tatsächlich zu befassen. Die Arbeit läßt keine Zeit – aber zumindest eine mittelprächtige Ausrede.

 

Dumm  nur, dass ein Gipsfuß mir diese gerade zunichte macht.

Freiheit

Es gibt viele verschiedene Formen und Definitionen von Freiheit. Dazu gehören die Meinungsfreiheit und die Entscheidungsfreiheit bzw. Wahlfreiheit. Was aber viele vergessen ist, dass die freie Entscheidung eine frei getroffene Meinung oder Wahl zu hinterfragen, zu prüfen oder gar abzulegen ebenfalls Ausleben und Ausdrücken dieser Freiheiten ist. Zudem vergessen viele weiter, dass die freie Entscheidung eine frei getroffene Meinung auch einmal für sich zu behalten – egal ob einfach nur aus Rücksicht oder Höflichkeit oder gar zum allgemeinen Wohle Vieler – unverzichtbarer Betstandteil dieser Freiheiten ist.

Entscheidungsfindung

Das Finden einer Entscheidung kann der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen gleichen. Oder sich im Treffen einer Wahl zwischen Pest und Cholera offenbaren. Das Finden beinhaltet aber immer doch einen Anteil von Glück – meint es doch auch das Teilchen Zufall, das man zum Finden nun einmal braucht. Egal wie viele sinnvolle und überflüssige Gedanken man sich gemacht, welche Quellen man befragt und wie tief man geforscht und studiert hat.

Und doch hat ein kluger Mann einmal gesagt: „Dass schlimmste ist, sich nicht zu entscheiden.“ Es sollte – muss also der Punkt kommen, an dem man sich entscheidet. Und auf sich und sein Quäntchen Glück vertraut.

Nachtrag:

Ist sich nicht zu entscheiden eigentlich auch eine Entscheidung?