Es gibt oder gab in meinem bisher gut vier Dekaden zählenden Leben nur wenige Menschen, die es geschafft haben mich nachhaltig zur sprichwörtlichen Weißglut zu bringen. Die in mir das Gefühl erzeugen alles und jeden in Frage stellen zu müssen. Die mich in meinen Gedanken Nacht um Nacht wach halten. Die mich emotional an meine Grenzen bringen und meine eigentlich offene, demokratische und zugewandte Weltanschauung durchaus ins Wanken bringen.
Doch leider weiß das Leben einem immer noch einen drauf zu setzen. Danke dafür.
Denn ich durfte tatsächlich noch ein Paar Menschen kennen lernen, die es aus eigenem Tun hinbekommen haben in meiner Betrachtung und Achtung vom Höchsten zum Tiefsten zu fallen. Die es geschafft haben meine Hochachtung in Verachtung zu verwandeln. Und es ist schon eine beachtliche Leistung sich selbst so allumfassend zu demontieren und noch beachtlicher, das in voller Überzeugung des eigenen angeblichen Könnens und Schaffens zu tun. Diese Menschen bringen mich dazu mich so unendlich leer und verloren und gleichzeitig so gänzlich angefüllt von Wut zu fühlen, dass ich schon gar nicht mehr explodieren sondern implodieren möchte. Menschen, die mich Emotionen in völlig neuen Qualitäten fühlen lassen. Die mich verzweifeln lassen. Die mich auf eine Art und Weise gefangen halten, wie ich es nicht für möglich hielt. Die mich in der schlimmsten Bedeutung des Wortes sprachlos machen, weil ich einfach nicht verstehen kann, dass es solche Menschen wirklich gibt. Unbegreiflich fasst für mich schon gar nicht mehr, was diese Menschen für mich sind. Einfach nur unglaublich.
Und ich sitze tatsächlich hier und hinterfrage mich selbst. Ich weine, schreie und zweifle. Etwas, das diesen Menschen völlig fremd ist. Menschen, die empathiefrei und ohne Blick und Gefühl für andere nutzen, was sie brauchen und wegwerfen was ihnen unbequem erscheint. Die darauf aufbauen immer wieder hilfreiche Dummerchen zu finden, die den Mist für sie erledigen, weil die ganze Welt besser ist als sie. Sie haben einen beachtlichen Verschleiß an guten Mitarbeitern, Freunden und Unterstützern vorzuweisen. Alles Leute, die im Namen der guten Sache ihren Mund gehalten haben. Die das Leid getragen und mit sich genommen haben. Und sie merken nichts. Sehen sich nicht auf der Seite der Verursacher. Betrachten sich nicht kritisch. Lernen nicht dazu. Wachsen nicht mehr, wenn sie es denn jemals konnten.
Und ich sitze tatsächlich hier und hinterfrage mich selbst. Frage ob ich etwas anders oder besser hätte machen können. Was wäre wenn gewesen? Und nach all den Monaten des Hoffens und Abwartens, der ungenutzten Chancen und verweigerten Angebote treibt mich dieses Fragen in eine neue Richtung. Eine Art zu denken, wie sie mir nicht gefällt. Diese Menschen wecken in mir das Schlechte. Ich will, dass sie fühlen, dass sie verstehen. Sie lassen mir keine andere Wahl. Denn würden sie sich nur selbst schaden, wäre ich gegangen wie alle anderen. Doch sie schaden Unbeteiligten. Sie leben rückwärtsgewandt und ichbezogen. Machen sich alles Gute zu Eigen, obwohl es die guten Taten andere sind. Sie sonnen sich im Glanze längst vergangener Zeiten und merken nicht, dass sie auf den Abgrund zusteuern. Ein Abgrund den sie selbst aufgebrochen haben. Sie lernen nicht dazu und wollen es wohl auch gar nicht. Sie tun mit Leid. Genauso sehr wie ich sie verabscheue.