Über das Wort „Wehmut“ gibt es viele Zitate und Schriften. Gern romantisierend und dabei vielgestaltig. Ich mag zum Beispiel von Carl Spitteler „Gewiss, Wehmut tut wohl, wie jedes erweichte Leid.“ oder von Elmar Kupke „… Wehmut, verklärte Erinnerungen schweben über den Wunden der Seele…“ und irgendwie passt auch die Umschreibung von Wilhelm von Humboldt „Gott hat die Wehmut zu einer Art Vermittlerin zwischen dem Glück und dem Ungkück, der Süßigkeit und dem Schmerz geschaffen.“ . Ich denke, dass für jeden Wehmut ein wenig anders wiegt und auch die tatsächliche Bedeutung individuell schwankt. Aber wohl immer in Abgrenzung zur Sehnsucht wie bei Ludwig Anzengruber „Sehnsucht ist erstickte Freude, Wehmut ist dumpfer Schmerz.“ . Wehmut beschreibt für mich auf jeden Fall immer eine Rückwärtsgewandheit, eine Rückschau, ein Erinnern. Egal wie schmerzlich, aber eben nicht mehr die frische Wunden. Für mich ganz persönlich liegt momentan auch ein wenig das Gefühl eines Abschließens darin. Ein Beenden, ob engültig weiß ich (noch) nicht. Ein Abschied? Damit verbunden fühle ich eine Veränderung meiner mich immer noch fast täglich begleitenden Emotionen im Rahmen dieser Wehmut. Es wird eben aus tiefer Trauer eine fast schon oberflächliche Traurigkeit, ein Säufzen das das Weinen ablöst. Manchmal bin ich froh ob dieser Wandlung, manchmal finde ich sie furchterregen. Zeigt sie mir doch, dass ich – dass mein Leben weitergeht. Daneben will sich aber ein Gefühl nicht in diesen Änderungsprozess mit einschließen und das ist meine Wut. Mein Unverständnis für die meiner jetzigen Wehmut zugrundeliegende Situation. Ich kann will und werde nicht damit abschließen, dass jemand unter dem Unvermögen, ja der Dummheit anderer leidet. Ich kann es nachvollziehen, vielelicht sogar erklären, aber ich werde es nicht vergeben oder gar entschuldigen. Wie die Wehmut wird sich ein Wort, ein Zustand finden und einstellen, der auch das erweicht oder dumpf macht, der für mein persönliches Seelenheil vermittelnd wirken mag. Zuallerletzt bleibt aber immer noch das Lernen und nicht nur das Verändern. Das Wachsen und Verbessern. Das hoffentlich irgendwie geartete Positive, das aus einer Misere erwachsen kann.